16 – Dawn Chorus
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16 – Dawn Chorus

11. Mai 2025

Dawn Chorus

Es ist 4 Uhr morgens, draußen noch dunkel, und ich bin hellwach. Statt mich zu ärgern, liege ich einfach nur da und genieße die Gemütlichkeit meines Bettes, die frische Brise vom offenen Fenster und die Stille. Oft hört man schon um diese Uhrzeit den Verkehr auf der Bundesstraße im Tal mit jeder Minute stärker anschwellen, je nach Wind und Wetter scheint die Trasse direkt am Haus vorbeizuführen. Doch heute herrscht sonntägliche Ruhe – herrlich!

Dann klingt ein zartes Zwitschern durch die stille Dunkelheit, gefolgt von seltsam gequetscht-knirschend klingenden Lauten, die sich dann wieder in melodischen Tönen auflösen. Guten Morgen, Hausrotschwanz! In unserer Nachbarschaft ist er der erste Vogel, der den neuen Tag begrüßt – ganze 70 Minuten vor Sonnenaufgang. Wenn sich 20 Minuten später allmählich die Nacht zurückzieht und anfangs nur ganz trübes Licht einsickert, beginnen auch Rotkehlchen zu flöten und kurz darauf Mönchsgrasmücken und Amseln. Es ist dann immer noch eine Dreiviertelstunde hin, bis die Sonne sich über den Horizont erhebt, aber das Licht ist schon anders, die Welt wird zunehmend bunter. Zilpzalp und Blaumeise kommen dazu, während die Finken alle noch schweigen. Erst 20 Minuten vor Sonnenaufgang lässt der Distelfink sein etwas hektisch klingendes Zwitschern hören oder seine wie „Hatschi!“ klingenden Rufe. Grünfink und Buchfink lassen sich noch etwas mehr Zeit.

Schließlich ist der ganze Chor unserer Nachbarschaft versammelt, und die Sonne geht auf. Und so zieht der „Dawn Chorus“ 24/7 um den Globus: In jeder Minute beginnen irgendwo auf der Welt die dort wohnenden Singvögel ihren Morgengesang, in jedem Moment erscheint irgendwo die Sonnenscheibe gleißend über dem Horizont und bringt die Welt zum Strahlen. Ich habe gerade nicht weniger als ein Wunder erlebt, und dabei ist es noch nicht mal halb sechs.

(leicht veränderter Textauszug aus meinem Buch „Die Blumenwiese, das Fingerkraut und die Rettung der Welt”)

Lieblingsplatz: Hausrotschwänze sitzen beim Singen gerne ganz vorne auf dem Dachfirst.

Hier ist er besser zu sehen: der Hausrotschwanz.
Mönchsgrasmücke, auch Schwarzkappe genannt.

Früher Sänger: Das Rotkehlchen.
Auch die Amsel flötet ganz zauberhaft.

↑ Der Zilpzalp (l.) und die Blaumeise (r.) singen beide sehr zwitschernd, ebenso der wunderschön bunte
← Distelfink, auch Stieglitz genannt.