11 – Amphibien beim Wandern helfen
Webseite von Autorin und Journalistin Kirsten Segler. Biografie, Bücher, Artikelauswahl, Kontakt. Aktuelles Projekt zu aktivem Artenschutz.
Journalist, Henri-Nannen-Schule, Biologie, Neurofeedback, Ernährung, Gesundheit, Medizin, Psychologie, Natur, Naturgarten, Garten, Hortus, Insektensterben, Artenvielfalt, Permakultur, Blumenwiese
16639
post-template-default,single,single-post,postid-16639,single-format-standard,bridge-core-3.1.1,qode-page-transition-enabled,ajax_fade,page_not_loaded,,vertical_menu_enabled,qode-title-hidden,side_area_uncovered_from_content,footer_responsive_adv,qode-child-theme-ver-1.0.0,qode-theme-ver-30.0.1,qode-theme-bridge,disabled_footer_top,qode_header_in_grid,wpb-js-composer js-comp-ver-7.9,vc_responsive

11 – Amphibien beim Wandern helfen

15. März 2025

Amphibien beim

Wandern helfen

Viele Jahre war ich Teil einer Gruppe, die sich im Frühling um einen Krötenzaun kümmert, doch nach unserem Umzug ging das nicht mehr. Kürzlich konnte ich mich endlich wieder einer Gruppe anschließen: Der Zaun ist nah genug, um den Job ohne unvernünftig weite Anfahrt erledigen zu können. Heute hatte ich zum ersten Mal „Dienst”.

Hintergrund: Im Frühjahr wandern Amphibien, insbesondere Erdkröten, aus Waldgebieten zu ihren Laichgewässern – und oft liegt eine Straße auf ihrer Strecke, die zur tödlichen Falle wird. Der Instinkt, zu ihrer Geburtsstätte zurückzukehren, ist so stark, dass sie alternative, besser gelegene Gewässer kaum jemals annehmen. Tunnel unter der Straße wären toll und würden, sofern sie gut gemacht sind, verschiedensten Tieren das ganze Jahr über ein sicheres Queren der Straße ermöglichen. Die Dinger sind allerdings teuer, aber ich finde: Zumindest bei neuen Straßenprojekten oder umfangreichen Sanierungen müssten sie Pflicht sein. In der Zwischenzeit muss man für bestehende Straßen, die bekannte Wanderrouten queren, andere Lösungen nutzen. Bewährt haben sich Krötenzäune. Das sind Absperrungen aus Gewebe oder Kunststoff entlang der Straße, davor sind in halbwegs regelmäßigen Abständen Eimer in den Boden eingelassen.

Ankommende Kröten und andere Amphibien und Reptilien bewegen sich auf der Suche nach einer Lücke so lange an diesem Hindernis entlang, bis sie in einen der Eimer fallen. Diese enthalten einige Handvoll Blätter und Gras, das dämpft den Fall und bietet Versteckmöglichkeiten. Löcher im Boden lassen Regenwasser ablaufen, damit reingeplumpste Mäuse nicht ertrinken. Aus jedem Eimer ragt ein Stock, über den Mäuse normalerweise gut rauskrabbeln können. Jeden Morgen und jeden Abend muss nun ein Mensch aus der Kümmer-Gruppe los und die Eimer auf Tiere checken. Dafür rührt man vorsichtig mit dem Stock in den Blättern herum, um auch wirklich alle Kröten, Molche, Eidechsen und Salamander zu finden. Sie werden dann in einen Sammeleimer gesetzt, auf die andere Straßenseite getragen und dort in der Nähe des Laichgewässers wieder entlassen – am besten so, dass sie zum Beispiel durch etwas Laub vor der Sonne und vor Fressfeinden geschützt sind. Und nein: Die Tiere anzufassen, ist überhaupt nicht ekelig. Sicher gibt es hübschere Wesen als Erdkröten, doch ich habe sie schnell richtig lieb gewonnen.

An meinem ersten Einsatztag in dieser Saison war es jedoch zu kalt, das bremst die Wanderlust der Tiere, und so waren alle Eimer leer. Anders sieht es aus, wenn das Wetter wärmer wird und es zugleich feucht ist – gerade nach mehreren kalten Tagen gibt es dann häufig eine richtige Welle wanderfreudiger Tiere. Nächste Woche soll es soweit sein.

Ein Feuer-salamander! Sie verirren sich nicht so oft in die Eimer am Krötenzaun, aber weil ich diese Tiere schon immer besonders toll fand, ist das mein Lieblingsbild.

So sieht die von der Straße abgewandte Seite des Krötenzauns aus.

In den Boden eingelassener Eimer mit Laub als Versteck und einem Stock, der Mäusen erlaubt, wieder rauszuklettern.