05 – Vögel im Winter 1
Webseite von Autorin und Journalistin Kirsten Segler. Biografie, Bücher, Artikelauswahl, Kontakt. Aktuelles Projekt zu aktivem Artenschutz.
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05 – Vögel im Winter 1

30. Dezember 2024

Vögel im Winter 1

Heute bei einer kleinen Runde durch den Garten: Von irgendwoher höre ich heute ein leises Vogelzwitschern. Es ist mir vertraut, und doch kann ich es nicht gleich einordnen, weil es aus der Zeit gefallen und von weit weg zu kommen scheint. Schließlich entdecke ich die Quelle: Eine Amsel, aufgeplustert zu einer schwarzen Kugel, sitzt auf dem Treppengeländer bei den Ramblerrosen und gibt ganz zarte plaudernde Töne von sich – als würde sie gemütlich und entspannt nur für sich selbst ein bisschen herumflöten. Es berührt mich zutiefst und lässt mich ganz beglückt zurück.

Genauso war es, als ich am letzten Bürotag vor den Feiertagen durch die Fußgängerzone in der Stuttgarter Innenstadt ging und in all dem vorweihnachtlichen Gewusel plötzlich eine Amsel in den mit Lichterketten geschmückten laublosen Bäumen sang – diesmal jedoch laut und energisch! Sie schaffte es tatsächlich, sich gegen all die Menschengeräusche, Lautsprecher und Straßenmusiker durchzusetzen, und ich freute mich, dass sie außer von mir noch von drei weiteren Menschen beachtet wurde. Wir schauten zu ihr rauf und lauschten. Ich konnte mich so lange nicht losreißen, dass ich meinen Zug verpasste. Aber was soll’s, eine halbe Stunde später fuhr der nächste.

An meinen Futterstellen im Garten war bisher deutlich weniger los als in den vergangenen Jahren, und ich rätsele noch, was das zu bedeuten haben könnte. Sind mehr Vögel in den Süden gezogen als sonst? Sind die früheren Wintergäste, vor allem die Erlenzeisige, in ihren Sommerquartieren geblieben? Oder ist meine Futterstelle einfach zu langweilig? Es gibt hier nur Sonnenblumenkerne aus zwei großen säulenförmigen Spendern, weil die immer am besten gut angenommen wurden – bisher jedenfalls.

Die Amsel (oben) war früher ein reiner Waldvogel und hat sich im Siedlungsraum der Menschen neues Terrain erobert. Auch der Erlenzeisig (l.) mag den Wald und hält sich während der Brutzeit vor allem in Nadel- und Mischbeständen auf. Im Winter dagegen sind sie in großen Schwärmen auch in der offenen Landschaft und den Gärten auf der Suche nach Samen und Knospen unterwegs. Die mag auch der Distelfink (Stieglitz, r.), die das ganze Jahr über an meine Futtersäulen kommen.

Über die Feiertage habe ich mich noch mal neu mit dem Thema beschäftigt und ein paar Bestellungen gemacht. Das Futterangebot soll breiter werden und dadurch potenziell mehr Vogelarten dienen (* zum Thema Fütterung  generell: siehe unten). Erstes Upgrade: Zwei Nussspender wurden aus dem Schuppen hervorgekramt, mit Erdnüssen und Erdnussbruch gefüllt und an einer Stange aufgehängt, die früher mal für Wäscheleinen gedacht war (das Gegenstück gibt es nicht mehr). Könnte ich mit einer Flex umgehen, wäre das Ding vermutlich schon Geschichte, aber irgendwie hatte ich auch im Gefühl, dass es sich noch mal bewähren könnte. Die Stange bietet Platz für mehrere Futterspender und liegt in der Nähe von Liguster- und Efeugebüschen, in die sich die Vögel bei Gefahr schnell verstecken können.

Rotkehlchen (l.) können mit großen Kernen und Nussstücken nicht viel anfangen, sie brauchen kleinere Sämereien, fettige Haferflocken und tierische Nahrung. Kohlmeisen (r.) scheinen dagegen nahezu alles zu mögen.

Heute kann ich vermelden: Die Erdnüsse wurden schnell angenommen, bisher aber nur von den Kohlmeisen. Auch an den Sonnenblumenkernen herrscht wieder regeres Treiben, vor allem von Distelfinken. An den übriggebliebenen Äpfeln am Baum hacken Meisen und Amseln herum. Von beiden Arten sehe ich auch welche am Boden unter den Blättern nach Würmern oder Insekten suchen. Das ist übrigens ein wichtiger Grund, das Laub liegenzulassen: Es bietet Lebensraum für Kleintiere, die dann zu Futter füre andere werden. Für die Amseln sind zudem die Hagebutten der Rambler-Rosen interessant, was mich mit dem recht trostlosen Anblick der Ruten versöhnt, die sich blattlos um das Gitter des Treppengeländers winden. Die schwarzen Früchte des Efeus sind normalerweise auch sehr beliebt, aber offenbar noch nicht reif – ab Mitte Januar sollte es soweit sein.

* Um das Für und Wider der Vogelfütterung gibt es gelegentlich immer noch Diskussionen. Mein persönliches Fazit aus den Argumenten und eigenen Beobachtungen liegt darin, das ganze Jahr über etwas anzubieten. Hintergründe sowie praktische Tipps gibt es in dem Buch „Vögel füttern – aber richtig” von Dr. Peter Berthold, den ich für die Recherche zu „Die Blumenwiese, das Fingerkraut und die Rettung der Welt” auch besucht habe. Ich vertraue auf sein Wissen und seine umfassende Erfahrung.