30 Dez. 04 – Totholz: Mehr ist besser
14. Dezember 2024
Totholz: Mehr ist besser
Heute war es endlich soweit: Mithilfe meines Mannes konnte ich aus dem Garten meiner Nachbarn einige Häuser weiter viele dicke Stücke Totholz abholen. Vor Monaten waren dort mehrere morsche Bäume gefällt worden (eigentlich unnötig, dazu später mehr), und seitdem lagen die dicken Stammstücke nur herum – begehrlich von mir beäugt. Irgendwann habe ich einfach gefragt, ob ich einige davon bekommen darf. Ich durfte, denn die Person, die eigentlich den Abtransport versprochen hatte, kam nicht in die Gänge.
Totholz ist so wertvoll für die Tierwelt, dass man es eigentlich „Biotopholz” nennen sollte. Allein über 1300 Käferarten sind darauf angewiesen, außerdem viele heimische Wildbienen- und Wespenarten. Von dieser Fülle profitieren wiederum Vögel und andere Tiere, die sich von Insekten ernähren. Wenn man ein Biotopholz-Ranking erstellen wollte, lägen vor allem dicke Stammstücke aus Laubholz inklusive Rinde weit vorn. Noch besser ist nur sogenanntes „stehendes Totholz”, denn in absterbenden und toten Bäumen lassen sich Höhlen bauen, die von verschiedensten Tieren als Unterschlupf genutzt werden: Vögel, Eichhörnchen, Gartenschläfer, Fledermäuse und viele andere.
Es wäre also noch besser gewesen, wenn die morschen Bäumen im Nachbargarten stehen geblieben wären. Zur eigenen Beruhigung kann man Baumpfleger prüfen lassen, ob irgendeine Gefahr von abfallenden Ästen oder dergleichen besteht – aber das ist selten. Deshalb darf unser alter Apfelbaum auch dann noch bleiben, wenn er irgendwann mal keine Blätter und Äpfel mehr hervorbringt. Um den Anblick des Stumpfes zu verschönern und ihn auch für die Tierwelt noch weiter aufzuwerten, kann man Ramblerrosen so daneben pflanzen, dass sie mit ihrer Blütenfülle daran hochranken.
Aber da die Bäume nun mal gefällt waren, machten wir das Zweitbeste daraus und schafften neun dicke und interessant geformte Stammstücke und Baumscheiben mit Sack- und Schubkarre in unseren Garten. Jetzt kam auch der Moment, die schon länger herumstehende Zinkwanne zu nutzen und leicht gekippt so einzugraben, dass der Sand darin vor Regen geschützt ist und somit attraktiver für grabende Insekten. Auf der Rückseite wurde die Totholz-Beute arrangiert. So etwas kann richtig dekorativ aussehen, fast wie Kunstwerke – nur gehören solche gestalterischen Fähigkeiten leider nicht zu meinen Talenten. Meine Totholz- oder Stein-Arrangements sehen immer nur wie Haufen aus, egal was ich mir vorher dabei gedacht haben mag. Zum Glück ändert das nichts an ihrem Wert für die Tierwelt. Mein neuer Biotopholz-Haufen bietet viele Lücken und Schlupfwinkel, in denen sich vielleicht schon bald Amphibien und Reptilien verstecken.

Der alte Apfelbaum in meinem Garten hat viele
Risse, Löcher und morsche Stellen, aber noch ist er
vital genug, um üppig zu blühen und zu fruchten.
Unten: Rambler-Rosen (hier „Christine Hélène” und „Lykkefund”) verschönern nicht nur Metalltreppen,
sondern können auch abgestorbene Bäume umranken
und so ihren ökologischen Wert noch erhöhen.



Ein besonders interessantes Stück und das gesamte Arrangement. Habe ich schon erwähnt, dass ich nur bei anderen Leuten sehe, wie kunstvoll man Totholz arrangieren kann?